Persönlichkeit & Neurowissenschaft

„Wer bin ich?“ und „Wer bist du?“ – über diese beiden Fragen zerbrechen wir uns wohl seit Anbeginn der Menschheit den Kopf. Dort sitzt das Gehirn, der Großteil unseres Zentralnervensystems, das uns steuert und programmiert. So zumindest die allgemeine Überzeugung. Doch mittlerweile sind Zweifel angebracht.

Die moderne Neurowissenschaft spricht inzwischen von zwei Hirnen, die uns Menschen steuern: Das Kopfhirn und das Bauchhirn. Hinzu kommen Milliarden von Bakterien in unserem Leib, die ebenfalls unser Verhalten beeinflussen (vgl. „Der kluge Bauch – unser zweites Gehirn“, ein Film von Cécile Denjean auf ‚Arte‘). Da erhält Richard David Prechts Frage: „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“ einen delikaten Nebensinn.

Nach den jüngsten Erkenntnissen der Neurowissenschaft sind wir Menschen komplexe Ökosysteme. Ob wir uns eher mutig oder ängstlich verhalten, hat offenbar weit mehr mit unserem Bauch zu tun als mit unserem Gehirn.
Eine Erkenntnis, die nicht jedem schmeckt. Denn Persönlichkeitsmodelle, die sich allein auf die Beantwortung von Fragen verlassen, greifen dann zu kurz.

Das ist ein wesentlicher Grund, warum ich Persönlichkeitstest nicht mehr zeitgemäß finde.

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